Internationaler Museumstag – Virtueller Rundgang durch die Sammlungen
Die Universitätsbibliothek der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg konzipiert für den Internationalen Museumstag regelmäßig Ausstellungen, besuchen Sie doch die verschiedenen Sammlungen digital.
Aus einer fürstlichen Wunderkammer
In Renaissance und Barock gehören die kunstvoll bearbeiteten Nautilus-Schalen zu besonders geschätzten Sammlungsstücken in höfischen Kunst- und Wunderkammern. Da eine Gravur der wegen des hohen Kalkgehalts sehr harten, aber gleichzeitig äußerst zerbrechlichen Schale überaus schwierig war, galten diese Objekte als besonders kostbar und selten. Markgraf Friedrich III. von Brandenburg-Bayreuth übergab sie als Teil des Bayreuther Naturalienkabinetts an seine Landesuniversität. Heute werden sie für die Zoologische Sammlung der FAU in der Universitätsbibliothek gehütet.
Auch dieses Straußenei war Teil einer Kunstkammer. In der Kunstkammer ergänzten sich Natur- und Kunstobjekte. Diese Mischung beruhte auf der Annahme, dass zwischen den von Menschen geschaffenen Dingen und der von Gott geschaffenen Natur ein Zusammenhang existiere. Naturgegenstände wie Straußeneier wurden dekorativ eingefasst und verarbeitet und so zu Kunstobjekten, die den Einklang von Natur und Kunst demonstrieren sollten. Kunstkammern dienten aber auch immer als Studiensammlungen, mit denen die belebte und unbelebte Natur erforscht werden sollte.
Münzen aus aller Welt
Friedrich August Voit von Salzburg setzte 1858 die Universität Erlangen als Erbin seiner Sammlung von Münzen und Medaillen ein, die überwiegend in der Frühen Neuzeit geprägt wurden. Er folgte in seiner Sammlungstätigkeit dem Grundsatz “auserlesene Goldmünzen, Thaler und Medaillen aller europäischen Staaten” zusammenzutragen.
Diese Medaille entstand anlässlich der Krönung Maria Theresias von Österreich (1717-1780) zur Königin von Ungarn 1741. Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich, Königin von Ungarn und Böhmen, war eine der bedeutendsten Herrschergestalten des Hauses Habsburg.
Der Numismatiker Dr. Friedrich Will verkaufte 1916 seine Sammlung mit 12.000 Münzen aus allen Epochen und Ländern der Universitätsbibliothek.
Attische “Eulen” fanden sich überall dort, wo griechische Kaufleute Handel trieben. Seit dem 6. Jahrhundert vor Christus wurde in Athen die Drachme geprägt, als deren höchster Wert die Tetradrachme im Gebrauch war. Auf der Vorderseite zeigte die Münze den Kopf der Stadtgöttin Athene, auf der Rückseite in einem quadratischen Stempel eine Eule, mit den Anfangsbuchstaben des Stadtnamens und einem Ölzweig. Besuchen Sie auch das Digitale Münzkabinett der FAU
FDie Handelsstadt Korinth begann vermutlich schon zu Beginn des 6. vorchristlichen Jahrhunderts, Münzen zu prägen. Im Laufe des 6. Jahrhunderts wurde die Rückseite der Münze mit dem Bild der Göttin Athene Chalinitis (der Züglerin) versehen. Weitere Informationen erhalten Sie im Digitalen Münzkabinett der FAU
Kaiser Nero (37-68) gehört bis heute zu den bekannten und umstrittenen Kaisern des Römischen Reiches. In Erinnerug geblieben ist er als Initiator der ersten Christenverfolgung. Der Aureus zeigt den Kopf des Kaisers, die Umschrift führt nur seinen Namen und seine Titel auf.
Dr. Dr. Bernhard Sinogowitz, Direktor der Universitätsbibliothek von 1966-1986, schenkte seine wertvolle Sammlung byzantinischer Goldmünzen, die er im Laufe vieler Jahrzehnte mit großer Sachkenntnis zusammengetragen hatte, der Universitätsbibliothek.
Alexios I. Komnenos (1048-1118) wurde 1081 vom Heer zum Herrscher in Byzanz ausgerufen. Er stellte die innere Ordnung im byzantinischen Reich wieder her und verbesserte auch die Finanzen. Der Histamenon wurde in der Münzreform unter seiner Herrschaft durch den Hyperpyron ersetzt, weil sich der Goldgehalt der Münze über Jahrzehnte verschlechtert hatte. Auf der Rückseite der Münze findet sich das Bild des Kaisers, Alexios trägt den Reichsapfel und ein Zepter.
Prof. Dr. Ulrich Zwicker, ehemals Inhaber des Lehrstuhls für Werkstoffwissenschaften (Metalle), und seine Frau Ilse Zwicker trugen eine der größten Privatsammlungen in Deutschland zusammen und überführten Münzen und wissenschaftlichen Nachlass in eine Stiftung der FAU. Die Sammlung stellte den Bereich der Antike in den Mittelpunkt, beinhaltet aber auch Münzen des Mittelalters und der Neuzeit.
Manillen gelten als die erste allgemein austauschbare Währung in Westafrika und wurden für den Handel auf den Märkten ebenso verwendet wie als Brautpreis oder als Grabbeigabe für die nächste Welt. Der Begriff “Manilla” wird unter Sammlern allgemein für Metallreife aus Westafrika verwendet, obwohl ethnologisch betrachtet eine Manilla als Zahlungsmittel nur in Nigeria eingesetzt wurde. Die Metallreife bestehen aus Bronze oder Kupfer und bilden einen nicht ganz geschlossenen Kreis mit runden oder viereckigen Enden.
Die Graphischen Sammlungen
Die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach erwarben für ihre Schlossbibliothek Zeichnungen und Druckgraphik aus dem Besitz Nürnberger Kaufleute. Was zunächst in den Künstlerwerkstätten aus arbeitstechnischer Notwendigkeit aufbewahrt wurde − Musterblätter, Skizzen, Kompositionsentwürfe, Sicherheitskopien oder auch selbständige Arbeiten in Farbe − fand recht bald das Interesse kunstsinniger Kaufleute. Die heutige Graphische Sammlung der FAU ist eine der ältesten geschlossen erhalten gebliebenen Sammlungen in Deutschland und gilt als einzigartiges Zeugnis der großen Nürnberger Kunstsammlertradition.
Johann Franciscus Ermels (1641-1693) wurde in Köln ausgebildet und arbeitete dann in den Niederlanden. 1661 wurde er als Meister in die Nürnberger Bürgerschaft aufgenommen. Zwei seiner Bilder hängen in der Sebalduskirche in Nürnberg. Mit Unterbrechungen war er Mitglied des Künstlerkreises in Joachim von Sandrarts Künstlerakademie.
Wolf Huber (1485-1553) war Maler, Zeichner und Baumeister. Huber gilt neben Albrecht Altdorfer als der bedeutendste Meister der Donauschule, einem Kreis von Malern, die im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts im bayerisch-österreichischen Donauraum arbeiteten. In ihren Werken erhält die Natur einen eigenständigen Rang.
Im März 1931 stiftete der Kunstsammler und Jurist Ernst Luthardt (1863–1937) seine Sammlung von Zeichnungen und Graphiken der Universitätsbibliothek Erlangen. Es handelt sich um insgesamt mehr als 7.000 Blätter, darunter 1.000 Zeichnungen und Aquarelle, 1.200 Stiche alter Meister sowie ca. 5.000 Druckgraphiken aller Kunstgattungen, vom Kupferstich über die Radierung, den Stahlstich, Holz- und Linolschnitt bis zum Holzstich. Luthardt hatte die markgräfliche graphische Sammlung während seines Studiums kennengelernt und konzentrierte sich vor allem auf das 19. und erste Viertel des 20. Jahrhunderts.
Carl Theodor Meyer, genannt Meyer-Basel (1860-1932), war nicht nur als Landschaftsmaler, sondern auch als Pastellzeichner und Graphiker erfolgreich. Nach dem Besuch der Basler Zeichen- und Modellierschule und der Kunstakademie München verbrachte der gebürtige Schweizer mehr als 40 Jahre in München, bevor er sich 1919 in seine Schweizer Heimat nach Hauptwil zurückzog. Bevorzugt radierte und zeichnete Meyer-Basel die Gegend um den Bodensee sowohl im deutschen als auch im Schweizer Teil und die weitere Umgebung Münchens. Als seine bedeutendsten Werke gelten die Landschaftsradierungen der 1890er Jahre. Das im Oktober 1907 entstandene Pastell Die Amper bei Dachau zeigt einen Teil des Dachauer Mooses nördlich von München bei Dachau und Karlsfeld.
Rudolf Schiestl (1878-1931), in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein bekannter und berühmter Künstler, ist heute nur noch wenigen Spezialisten bekannt. Als Künstler war er überaus vielseitig: neben Zeichnungen, Ölgemälden, Holzschnitten und Radierungen schuf er auch Gebrauchsgraphik, Exlibris, Buchillustrationen und Hinterglasmalereien. Kunstkenner betonen, dass es Schiestl wie kein anderer Künstler im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts verstanden habe, fränkisches Leben und fränkische Landschaften zu gestalten: Schiestl war der Erste, der Franken in künstlerischer Hinsicht entdeckte. Die Radierung Hopfenlandschaft zeigt die typisch fränkische Landschaft mit kleiner Wehrkirche. Das Blatt entstand vermutlich in der Nähe von Spalt, dem Zentrum des fränkischen Hopfenanbaus.
Neben diesen beiden umfangreichen graphischen Sammlungen besitzt die UB auch noch mehrere Werksammlungen beziehungsweise kleine Konvolute einzelner Künstler.
Wendelin Kusche (1912-2003) gehört zu den produktivsten Künstlern im fränkischen Raum. Der FAU war er sehr verbunden, nicht nur durch seine langjährige Tätigkeit als Kunsterzieher an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät, sondern auch als Künstler im Auftrag der Universität. Er gestaltete nicht nur Plakate und Einladungskarten zum Schlossgartenfest sowie Wanddekorationen für einzelne Universitätsgebäude, sondern schuf auch zahlreiche Porträts der Erlanger Rektoren und Professoren.
Siegmund Hahn (1937-2009) gehört zu Unrecht zu den kaum bekannten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Seine Stiche, in denen sich meisterhafte Technik mit moderner Interpretation der traditionellen Radierung verbindet, fanden wohl die Anerkennung der Kunstwelt, trafen aber nicht den Geschmack des Publikums, was Siegmund Hahn veranlasste, sich fast völlig vom Kunstbetrieb zurückzuziehen, mit einer Ausnahme: Anfang der siebziger Jahre wurde er Mitglied der Darmstädter Sezession. Die Bandbreite seines Könnens erstreckte sich nicht nur auf Radierungen, sondern auch auf Aquarelle und Zeichnungen.