Stammbücher
Das Stammbuch (auch Album Amicorum) ist ein Vorläufer des heute noch beliebten Poesiealbums. Es geht auf das 16. Jahrhundert zurück, als es Mode wurde, Autographen berühmter Reformatoren zu sammeln. Diese Alba Amicorum waren bis ins 19. Jahrhundert vor allem unter Studenten verbreitet, die sich, wie schon der Name erahnen lässt, ihrer Freundschaft versicherten, indem sie gegenseitig ein Blatt in ihrem Album mit einem Gedicht, Zitaten oder eigenen Zeichnungen beziehungsweise Scherenschnitten ausfüllten und unterschrieben. Man bat aber nicht nur Freunde um einen Eintrag in das Stammbuch, sondern auch seine Professoren und hochgestellte Persönlichkeiten wie Pfarrer, Adlige und hohe Beamte, um sich deren Protektion zu versichern, wenn man an eine andere Universität wechselte. Noch im 18. Jahrhundert waren Stammbücher eher eine Mode unter Protestanten als unter Katholiken, was nicht verwundert, wenn man ihre Anfänge bedenkt.
Bis zur Mitte des 20.Jahrhunderts wurden Stammbücher hauptsächlich als universitätshistorische Quelle betrachtet; erst in den letzten Jahrzehnten hat sich der Blickwinkel erweitert. Seit Ende des letzten Jahrhunderts wird auch vermehrt mit der Katalogisierung der reichen Stammbuchbestände, es sind insgesamt wohl an die 20.000 Alba Amicorum in öffentlichem Besitz, begonnen.
Die Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg besitzt an die 90 Stammbücher, vor allem des 18. Jahrhunderts, die bislang zusammen mit weiteren neuzeitlichen Handschriften in einem handschriftlichen Katalog erfasst sind. Es ist geplant, in absehbarer Zeit einen gesonderten Katalog der Alba Amicorum zu erstellen.